Reinkar(m/n)ation

Lebt man nur einmal, wie es die klassische Wissenschaft mangels falsifizierender Beweismittel annimmt oder wiederholt sich unser Geburtsvorgang im Sinne der vedischen Reinkarnationstheorie?

Obwohl in den alten Religions- als auch Weisheitslehren finden sich Behauptungen oder zumindest Hinweise darauf, dass man entgegen unserer verstandesgemäßen Annahme nicht nur einmal lebt. Unser Verstand stützt sich dabei in erster Linie auf unser Erinnerungsvermögen. Würden wir bereits gelebt haben, müssten wir uns doch mindestens verschwommen an signifikante Episoden unserer Vorleben erinnern, jedenfalls an jene aus unserer unmittelbar vorhergehenden Inkarnation. Zwar soll es doch tatsächlich Menschen geben, die solche Déjà-vu-Erlebnisse kennen, also selbst erfahren haben wollen, dies stuft die etablierte Psychologie jedoch als Erinnerungstäuschungen ein. Mit der Thematik der Wiedergeburt (Reinkarnation, Palingenese) steht in direkter Verbindung die des Karmas. Als Karma wird „das die Form der Wiedergeburt eines Menschen bestimmende Handeln“ (Duden) bezeichnet.

Zur empirischen Reinkarnationsforschung wird in Wikipedia lediglich der Psychologieprofessor Ian Stevenson genannt, der sich um die aktuelle Jahrhundertwende immerhin mit rund 1.000 Kindern beschäftigte, die behaupteten, sich an frühere Inkarnationen zu erinnern. Seine Erkenntnisse sind, wie könnte es anders sein, umstritten, jedoch nicht widerlegt. Denken wir in diesem Zusammenhang daran, dass umstritten selbst solche Dinge sind, wie welche Häufigkeit des Stuhlgangs als normal gilt* oder ob man Bettlern Geld geben sollte**. Umstrittenheit ist daher kein Indiz für Irrtum oder Nichtvorhandensein. Wir erinnern uns prinzipiell auch nicht an unser Säuglingsdasein, ohne deshalb davon auszugehen, nie Baby gewesen zu sein. Ebenso wenig erinnern wir uns bereits nach dem Aufwachen an mehr als gewisse Splitter unserer Träume, sofern wir uns überhaupt erinnern, geträumt zu haben. Die Erinnerung ist demnach kein probates Beweismittel um Seinszustände zu verifizieren. Andererseits mangelt es aber auch an Beweismitteln, dass unser menschliches Sein nicht aus mehreren bis vielen Verkörperungssequenzen besteht. Mit dieser Materie bewegen wir uns (noch?) auf dem Pfad der Spekulation. Allerdings gibt es Anhaltspunkte, die weit mehr für die Wiedergeburtsthese als für die des Einwegdaseins sprechen.

Zum einen sind da die Erinnerungen von Menschen, die beispielsweise Orte, an denen sie sich in diesem Leben noch nie aufhielten und über die es keine öffentlich zugänglichen Filme, sonstige Bildaufnahmen oder Beschreibungen gibt, aus früherer Sicht detailliert darzulegen wissen. Dann gibt es die unerklärlichen Empfindungen, wonach man sich infolge eines entsprechenden Triggers gewissermaßen magisch zu bestimmten Epochen, Völkern, Sprachen, Berufen, Orten, Ländern oder Kontinenten hingezogen fühlt, die mit dem gegenwärtigen Leben in keiner schlüssigen Verbindung stehen. Wer sich dafür interessiert, ob etwas an (s)einem Wiedergeburtsphänomen dran ist, kann sich zudem an Reinkarnationstherapeuten wenden. Schließlich kann die einschlägige Forschungsliteratur zurate gezogen werden, beispielsweise Ian Stevensons „Reinkarnationsbeweise“.

Doch den härtesten Fakt stellt die ganzheitliche Quantenphysik dar, der zufolge auch wir Menschen aus Elektronen und Positronen bestehen, deren innerraumzeitliche Photonengasenergie sowie die in ihr gespeicherten Lichtmuster die Bausteine des Bewusstseins bilden. Auf dieser Grundlage lässt sich die Reinkarnation sozusagen wissenschaftlich fundiert herleiten. Quantenphysiker Dr. Michael König stellt dazu anhand seiner fachspezifischen Erkenntnisse fest: „Es ist absolut einleuchtend und zielführend, wenn wir heute davon ausgehen, dass die Elektronen, die elektromagnetische Felder schaffen bzw. elektromagnetische Strahlung (Photonen) empfangen und abstrahlen als die elementaren Träger des Bewusstseins bzw. als elementare Vermittler zwischen Materie und Geist fungieren. Da Elektronen stabile Teilchen mit prinzipiell unendlicher Lebensdauer sind, bleiben die darin gespeicherten Erlebnisqualitäten über den physischen Tod eines Menschen hinaus erhalten.“ (Das Urwort, S. 63).

Dank der Quantenphysik kann experimentell nachvollzogen werden, wie über die Mikroebene alles mit allem verbunden ist und resonatorisch miteinander interagiert. Auch unsere Körper setzen sich aus Elektronen und Positronen zusammen. Elektronen besitzen eine innere, mit Lichtteilchen (Photonen) gefüllte Raumzeit. Die Photonen speichern jedes Erlebnis als Lichtmuster ab. Tauschen Elektronen solche inneren Lichtmuster (Gedächtnisinhalte) untereinander aus, handelt es sich um den Elementarprozess Liebe. In den Elektronen, die den Menschen bilden, ist demnach dessen gesamte Persönlichkeit abgespeichert. Die sogenannten Essenzelektronen bleiben über den körperlichen Tod jenes Menschen hinaus als das, was Seele genannt wird, erhalten und dienen als Kristallisationskeim seiner Morphogenese, der Reinkarnation. Es würde den Rahmen einer »Weißheit« sprengen, hier auf die quantenphysikalischen Details dieser Theorie einzugehen. An Einzelheiten Interessierte seien daher beispielsweise auf Michael Königs „Das Urwort“ verwiesen.

Kommen wir zum Karma. Karma wird unterschiedlich übersetzt und gedeutet. Manche sprechen von »Wirkung«, anderen setzen es mit »Schicksal« gleich. So zweitinterpretiert es der Duden dann auch als „das durch früheres Handeln bedingte gegenwärtige Schicksal“. Michael König versteht darunter „Die aufgrund seiner Taten und Werke einem Menschen anhaftenden Affinitäten, die ihn immer wieder in ähnliche Situationen führen.“ Und wer es lieber quantenphysikalisch mag: »Die in Form von Lichtmustern in den inneren Raumzeiten der Elektronen gespeicherten Gedächtnisinhalte führen durch die im Außen erzeugten elektromagnetischen Felder dazu, dass sich ähnliche Erlebnispotenziale wieder manifestieren wollen.« Jene auf ungelösten und verdrängten Problemen und körperlichen und/oder psychischen Verletzungen beruhenden elektromagnetischen Störfelder (Karma) haften nach dem Ableben der individuellen Seelenstruktur an. Ungünstiges Karma entsteht durch Taten, die anderen Menschen und Lebewesen oder sich selbst geschadet haben, vorteilhaftes durch sogenanntes »gutes« Handeln. Die Folgen eines jedweden Karmas hat man eigenverantwortlich zu bereinigen, selbst jenes, das man durch Handlungen Dritter erleidet. Mit anderen Worten: Jedem Menschen obliegt die volle Verantwortung für sein Schicksal. Um die Bereinigung seiner Altlasten durchzuführen, wird der Mensch daher physikalisch bedingt solange in das Umfeld eingeschleust, in dem er sie sich zugezogen hat, bis sie beseitigt sind (»Reinkarmation«). Folglich fühlt sich die Seele, die das Jenseits mit Altlasten erreicht, über kurz oder lang bemüßigt, in das Milieu zurückzukehren, in dem ihr das Störfeld zuteilwurde und dies bedarf einer Reinkarnation.

Spätestens an diesem Punkt dürften die meisten skeptisch ins Grübeln kommen. Einerseits hätte es etwas doch sehr Beruhigendes, davon ausgehen zu dürfen, dass es ein Leben nach dem Leben und damit eine Chance auf Unsterblichkeit gibt. Andererseits klingt das alles mangels Überprüfbarkeit und bislang nur seitens irgendwelcher Religions- und Weisheitslehren verkündet, äußerst unwahrscheinlich. Etwas anderes wäre, würde man sich an Szenen aus dem Vorleben erinnern können. Nun, wie gesagt, manche erinnern sich von sich aus und manche mithilfe von sogenannten Rückführungen, beispielsweise in hypnotischen Zuständen. Die wissenschaftliche Erforschung der Wiedergeburtsfrage wird aus guten Gründen nicht gefördert oder in Zweifel gezogen. Der beste dieser Gründe (und heutzutage noch gar nicht unbedingt zu unrecht) lautet: »Wo kämen wir denn da hin, wenn die Menschen noch nicht einmal mehr den Tod fürchten müssten!«

Wir erinnern uns aber deshalb nicht, weshalb wir uns auch unserer Träume nicht erinnern. Zum einen wollen wir uns nicht erinnern. Das heißt, dass wir Träume für unbedeutend und Wiedergeburten für gegenstandslos halten und uns mit ihnen daher nicht näher beschäftigen. Zum anderen sollen wir uns mit unserem gegenwärtigen Bewusstseinsniveau nicht erinnern, da wir damit heillos überfordert wären. Eingedenk unserer derzeitigen, lediglich vierdimensionalen Bewusstseinskompetenz kommen wir schon mit der Informationsflut und dem sich beschleunigenden Tagesgeschehen kaum zurecht, was sich in zunehmenden Stressbelastungen wie Burnouts, Depressionen und körperlichen Indispositionen niederschlägt. Die höchsten Umsatzzuwächse verzeichnet seit Jahren das sogenannte Gesundheitswesen. Mittlerweile betragen die Gesundheitsausgaben in Deutschland (mit steigender Tendenz) jährlich etwa 400 Milliarden €, die krankenkassenneutralen Privatausgaben nicht mitgerechnet. Wie erginge es uns dann erst, wenn wir uns zudem noch mit den Irrungen und Wirrungen unserer Vorleben und Träume und der unserer Nahestehenden auseinandersetzen müssten. Mit unseren egozentrierten hektik- und (freizeit)stressbetonten, hamsterradartigen Lebensmodellen nutzen und weiten wir unsere Bewusstseinsspielräume nicht aus. Dadurch verharren wir in unserer äußeren vierdimensionalen Raumzeit und versäumen es, uns den höheren, »traumzeitlichen« Dimensionen zu öffnen, die uns der Unsterblichkeit näherzubringen vermögen: „Alle Menschen verfügen über eine unsterbliche Seele, eine Essenzelektronengemeinschaft, die alle personenbezogenen Gedächtnisinhalte, Fähigkeiten und Charaktereigenschaften enthält und die durch den physischen Tod nicht verlorengehen. Prinzipiell ist es für einen Menschen auch möglich, den Zustand der physischen Unsterblichkeit zu erlangen. Dies wird er jedoch nicht ohne Hilfe von außen erreichen können.“ (Das Urwort, S. 293).

* https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_80983940/stuhlgang-wie-oft-ist-normal-.html
** https://www.t-online.de/leben/id_81013628/sollte-man-bettlern-geld-geben-oder-nicht-.html